Faszination Orient: Porträt des Malers Gottfried Locher mit Turban von Tiberius Dominikus Wocher, 1770

Gottfried Locher, der bedeutendste Maler des Westschweizer Rokokos, trägt auf diesem Porträt einen Turban. Im 18. Jahrhundert herrschte in Europa – nicht zuletzt aufgrund intensivierter Handelsbeziehungen und entsprechender Reisen – eine Faszination für das Osmanische Reich und alles, was irgendwie orientalisch anmutete. Diese Faszination zeigte sich in den Künsten und der Mode und wird mit dem Begriff «Turquerie» umschrieben. Künstlerinnen und Künstler wählten orientalische Bildmotive, die Eliten liessen sich mit Vergnügen im orientalischen Kostüm, à la turque, darstellen. Heute würden wir von kultureller Aneignung sprechen.

Welche Motivationen liegen diesem Phänomen zugrunde? Und warum wohl liess sich ausgerechnet Locher mit orientalischer Kopfbedeckung wiedergeben, er, der eher für seine Trachtendarstellungen bekannt ist? Anders als bei Locher spielte die Turquerie in Tiberius Wochers Werk eine wichtige Rolle, von ihm sind zahlreiche Porträts, Zeichnungen und Illustrationen im orientalisierenden Stil überliefert. Der Vortrag nimmt Sie mit auf einen Streifzug durch das abwechslungsreiche 18. Jahrhundert und bringt Ihnen das Werk zweier Künstler näher, die sich zwischen Orientbegeisterung und bäuerlicher Idylle, Türkenmode und Trachtenmalerei bewegten.

Vortrag von Andrea Walker, Freiburg

Der öffentliche Vortrag findet statt am Dienstag, 8. November 2022 um 18.30 Uhr im Museum für Kunst und Geschichte, Murtengasse 12, Freiburg.

In Partnerschaft mit dem Museum für Kunst und Geschichte Freiburg

Eintritt frei. 

 Domenikus Wochers Porträt des Malers Gottfried Locher mit Turban aus dem Jahr 1770.