Zwischen Konsolidierung und Erneuerung. Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Bundesverfassungen von 1874 und 1999

Mitte April 2024 wird die geltende Bundesverfassung 25 Jahre alt. Sie ersetzte die Bundesverfassung von 1874, die als Totalrevision im gleichen Jahr 1999 150 Jahre alt geworden wäre. Es liegt deshalb nahe, die beiden Verfassungen miteinander zu vergleichen und aus einer gewissen zeitlichen Distanz Gemeinsamkeiten und Unterschiede herauszuarbeiten. Diesen Fragen geht der Staatsrechtler Prof. Peter Hänni in seinem Vortrag nach.

Er sieht als verbindendes Element, dass sich der legislative Prozess in beiden Fällen zwischen Konsolidierung und Erneuerung bewegt und dabei die nationalen und internationalen zeitgeschichtlichen Hintergründe jeweils eine wesentliche Rolle für die textliche Verdichtung von Verfassungsthemen zu eigentlichen Verfassungsartikeln spielen.
Weil in der Schweiz die Verfassung durch Teilrevisionen relativ leicht geändert werden kann (im Gegensatz etwa zur US-amerikanischen Verfassung), betonen die Verfassungsgeber hierzulande bei einer Totalrevision neben den Neuerungen auch deren Kontinuität. Hält man sich vor Augen, dass die Bundesverfassung zwischen 1874 und 1999 in insgesamt 162 Teilrevisionen angepasst worden ist, sind Brüche mit der Vergangenheit oder revolutionäre (institutionelle) Änderungen bei einer Totalrevision kaum zu erwarten. In diesem Sinne bilden Totalrevisionen nur (aber immerhin) Wegmarken in einem dauernden Prozess der Veränderung und Erneuerung von Staat und Gesellschaft.

Ein Vortrag von Dr. Prof. em. Dr. iur. Peter Hänni, ehem. Leiter des Instituts für Föderalismus an der Universität Freiburg

Im Nachgang zur Abstimmung vom 19. April 1874 wurde mit diesem «Gedenkblatt» zum Ausdruck gebracht, auf welchen Gebieten die angenommene Verfassung grundsätzliche Neuerungen bringe: Schule, anerkannte Rolle der Kirche, landesweite Verkehrswege, Vereinheitlichung des Rechts sowie Neuorganisation der Armee.  Lithographie von Josephine Schütz-Witt (1834-1886). Zentralbibliothek Zürich, Graphische Sammlung und Fotoarchiv.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Der öffentliche Vortrag findet statt am Dienstag, 16. April 2024 um 19.30 Uhr an der Universität Freiburg Miséricorde, Saal Jäggi (Raum MIS 4112). Eintritt frei.